Braucht Birke den Bus?
FDP und Piraten bilden im Kreistag eine Fraktionsgemeinschaft und hatten sich schon vor dem Start der Buslinie 822 zum 1. Januar 2022 dafür ausgesprochen, dass diese Linie in den Nahverkehrsplan des Kreises aufgenommen und damit vom Landkreis finanziert wird. Damals lehnten fast alle anderen Fraktionen dies ab. Deswegen haben die Gemeinde Birkenwerder und die Stadt Hohen Neuendorf die Buslinie 822 in den letzten zwei Jahren alleine finanziert.
Bürgermeister Stephan Zimniok erläuterte den rund 40 interessierten Bürgerinnen und Bürgern, wie es weitergeht: „Ich habe gemeinsam mit Bürgermeister Apelt an den Landkreis geschrieben und um Aufnahme der Buslinie 822 in den Nahverkehrsplan zum 1. Januar 2024 gebeten. Unsere beiden Kommunen können die Linie nicht mehr länger finanzieren. Ohne Übernahme des Landkreises wird die Linie ab 2024 nicht mehr fahren. Es fehlt schlichtweg das Geld hierfür“.
Viele Bürgerinnen und Bürger meldeten sich zu Wort, um für den Erhalt der Buslinie zu werben. Zum Beispiel Mary Tjardes aus Birkenwerder-Nord: Sie weiß von vielen Kindern, die die Linie 822 zur Schule Richtung Birkenwerder und Hohen Neuendorf nutzen. Viele haben sich zum Schuljahrsbeginn ein Schülerticket gekauft. Sollte die Linie nicht weitergeführt werden, müssten sie ihre Kinder wieder mit dem Auto zur Schule fahren.
Aber auch ältere Bürgerinnen und Bürger wiesen auf die Notwendigkeit des Erhalts der Linie hin. Wie wichtig die Linie 822 auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen ist, wurde ebenfalls mehrfach dargelegt.
Dass die Linie nicht wirtschaftlich sei, wurde vereinzelt bemängelt, auch die Streckenführung müsste verbessert werden. Punkte, die Uwe Münchow, Fraktionsvorsitzender der FDP/Piraten aufgriff: „Wir wollen, dass Birkenwerder eine Grundversorgung mit Bussen behält. Es kann nicht sein, dass überall Buse fahren, aber dort, wo Regionalzüge halten, stellen wir den Busverkehr ein. Aber wir müssen die Linie besser machen.“
Daher haben FDP und Piraten für den Kreistag am 18. Oktober einen Antrag gestellt. Zum einen soll die Linie 822 in den Nahverkehrsplan des Kreises aufgenommen werden. Danach soll der Landrat mit der OVG und beiden Bürgermeistern einen Plan entwickeln, wie Streckenführung und Bustaktung wirtschaftlicher erfolgen kann.
Bürgermeister Stephan Zimniok unterstützt den Antrag von FDP/Piraten zum Erhalt einer Grundversorgung in der Gemeinde. „Ich gönne jeder anderen Kommune, auch im Nordkreis, ihren Bus. Aber wir möchten endlich auch für unsere Bürgerinnen und Bürger – Schulkinder, Rentner und Menschen mit Behinderungen – einen verlässlichen Bus im Ort. Ich appelliere auch an unsere Abgeordneten im Ort, sich für den Erhalt dieser Grundversorgung im Kreistag einzusetzen.“
Dass der Bus unwirtschaftlich sei, liegt jedoch auch an der Fahrgastdefinition, die der Landkreis beschlossen hat. Uwe Münchow: „Ein Fahrgast wird nur dann als vollständiger Fahrgast gezählt, wenn er an der Starthaltestelle ein- und erst an der Endhaltestelle wieder aussteigt. Das ist absurd, aber eine politische Mehrheitsentscheidung, die wir falsch finden. Da die Buslinie 822 meist nur für kurze Strecken gefahren wird, beispielsweise vom Bahnhof zur Schule oder zum Krankenhaus, kann es passieren, dass 40 Leute im Bus sitzen, die jeweils nur zu 0,1 als Fahrgast gezählt werden, in der Summe als 4 Fahrgäste. Bleibt der Kreistag bei dieser Auslegung, hat die 822 niemals eine Chance, in den Nahverkehrsplan aufgenommen zu werden.“
Uwe Münchow (FDP) und Thomas Bennühr (Piraten) versprachen, weiter für eine Buslinie in Birkenwerder zu kämpfen, selbst wenn der Kreistag im ersten Anlauf ihren Antrag ablehnt.