Der Schulweg muss wieder in die Zukunft führen

Bildung als Grundstein des Lebens - FDP - Symbolbild Mann mit Buch

Derzeit läuft im Landkreis die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange zum Schulentwicklungsplan. Auch die FDP hat sich mit ihrem Fraktionspartner Piraten positioniert. Sie will den Bildungsstandort Oberhavel stärken, fordert ein neues Gymnasium im Südkreis sowie neue Oberschulstandorte in Oberkrämer und Fürstenberg. Zudem soll nach dem Willen unserer Fraktion der neue Schulstandort in Velten als Gesamtschule geführt werden. Dabei vergessen wir auch die Schüler mit besonderem Förderbedarf nicht. Für die Förderschule in Hennigsdorf (Regenbogenschule) bedarf es eines dringenden Ausbaus. Und für besonders begabte Schüler sollen perspektivisch Leistungs- und Begabungsklassen eingerichtet werden. 

Wohnortnahe Schulstandorte

Eine Aufgabe des Schulentwicklungsplans (SEP) ist die Schaffung eines möglichst wohnortnahen Schulangebotes für alle Schulabschlüsse (abgeleitet aus § 102 Brbg SchG). Das Wort „möglichst“ ist nach unserer Ansicht dabei nicht im Sinne von „nach Möglichkeit“ oder „falls möglich“, sondern im Sinne von „so wohnortnah wie eben möglich“ auszulegen. Denn angesichts eines oftmals acht Unterrichtsstunden umfassenden Schultages inklusive Nacharbeiten sollte die Zeit für die An- und Abreise zur Schule so kurz wie möglich sein. Der SEP-Entwurf trifft dazu auf Seite 7 folgende – aus unserer Sicht falsche – Feststellung: „Alle Regionen… verfügen über ein qualitativ hochwertiges Bildungsangebot. Alle Schulabschlüsse …werden wohnortnah angeboten.“ In der Folge wird jedoch nicht mehr vom wohnortnahen, sondern nur noch vom zumutbaren Schulweg gesprochen. Dieser wird für die Sekundarstufe (SEK) 1 mit 60, für die SEK 2 mit 90 Minuten pro Strecke angegeben.

In ihrem Entwurf wird die Kreisverwaltung dem Anspruch an möglichst wohnortnahe Schulangebote nicht gerecht, konzentriert sich stattdessen auf Schulangebote in „zumutbarer“ Entfernung. FDP/Piraten fordern, ein „möglichst wohnortnahes“ Schulangebot durch neue Schulstandorte sicherzustellen. Zugleich sollte es der Anspruch unseres Landkreises sein, Wohnortnähe neu zu definieren:

  • bis zu 45 Minuten für SEK 1
  • bis zu 60 Minuten für SEK 2 je einfache Strecke.

Konkrete Vorschläge, wie dies auch durch neue Schulstandorte gesichert werden kann, finden sich in den folgenden Kapiteln.

Zudem sollte der Nahverkehrsbeirat Oberhavel beauftragt werden, im Rahmen seiner turnusmäßigen Beratungen, Möglichkeiten für eine bessere Busanbindung der kreiseigenen Schulstandorte zu diskutieren und den Kreistagsabgeordneten hierzu Vorschläge zu unterbreiten, die im Nahverkehrsplan berücksichtigt werden können.

Symbolbild Klassenraum
Durchschnittsfrequenzen an kreiseigenen Schulen

Der Entwurf des SEP geht auf den Seiten 16 ff. auf die mit Bezug auf das Brbg SchG und die zugehörigen VV festgelegten Frequenzrichtwerte und Bandbreiten ein. Bewusst gehen wir im Folgenden nicht auf die fragwürdigen bildungspolitischen Entscheidungen früherer Landesregierungen ein, die zu größeren Klassenstärken und damit einer Verschlechterung der Lernchancen insbesondere für lernschwache Kinder geführt haben. Denn diese Entscheidungen fallen in die Zuständigkeit des Landes und sind vom Kreistag nicht beeinflussbar. Anders als die Kreisverwaltung sehen wir aber Möglichkeiten, im Sinne künftiger Klassenstärken, die Durchschnittsfrequenzen zu senken.

Wie auf Seite 17 im Entwurf des SEP ausgeführt, gelten folgende Richtwerte:

  • für Oberschulen:        25 Schüler/innen pro Klasse
  • für Gesamtschulen:    27 Schüler/innen pro Klasse
  • für Gymnasien:          27 Schüler/innen pro Klasse

Für Schulen mit „gemeinsamem Lernen“ gilt eine Klassenfrequenz von 25 Schüler/innen.

Auf Seite 28 ff. beschreibt die Kreisverwaltung die tatsächlichen Klassenfrequenzen:

  • für Oberschulen:        24,1 Schüler/innen pro Klasse
  • für Gesamtschulen:    25,7 Schüler/innen pro Klasse
  • für Gymnasien:          26,9 Schüler/innen pro Klasse

Die tatsächlichen Zahlen belegen, dass die theoretischen Durchschnittsfrequenzen nicht eingehalten werden können. Eine zu hoch kalkulierte Durchschnittsfrequenz führt jedoch dazu, dass sich rein mathematisch ein geringerer Bedarf an Klassenzügen und damit ein geringerer Bedarf an Schulkapazitäten ergibt als hinterher benötigt wird. Für Oberschulen sollte daher im SEP lediglich die tatsächliche gerundete Durchschnittsfrequenz von 24 Schüler/innen pro Klasse angesetzt werden.

Da die Gesamtschulen ebenfalls den inklusiven Anspruch eines gemeinsamen Lernens haben, wird hier durchgängig von 25 Schüler/innen ausgegangen.

Tatsächlich errechnet der Landkreis den Zügigkeitsbedarf jedoch mit 25,5 Schüler/innen pro Klasse. Damit geht der Landkreis über die Durchschnittsfrequenz und erst recht über die tatsächliche Frequenz an den Schulen hinaus und begrenzt so künstlich den künftigen Bedarf an Schulklassen.

Nach unserer Berechnung wirkt sich dies konkret aus: Der tatsächliche Bedarf an Oberschulzügen wird somit im Durchschnitt um rund 1,2 Klassenzüge und der Bedarf an Gesamtschulzügen um rund 0,5 Klassenzüge zu niedrig berechnet.

An Gymnasien wird die Durchschnittsfrequenz hingegen erreicht; die unterstellten 27 Schüler/innen pro Klasse sind hier plausibel.

Ein Kind lernt Symbolbild
Prognose künftiger Schülerzahlen/Validität des vorhandenen Datenmaterials

In seinem Entwurf schlägt der Landkreis auch auf Basis künftiger Schülerzahlprognosen Maßnahmen vor. Teilweise bedient er sich dabei vorhandener Daten der Meldeämter, teilweise bedient er sich spekulativer Prognosen des Landesamtes für Bauen und Verkehr sowie des Landesamtes für Statistik.

Anhand einer Stichprobe haben wir die Richtigkeit vorhandener Parameter geprüft: In der Grundschule Birkenwerder (Statistikteil Seite 44) besuchen im Schuljahr 2021/2022 nach Angaben des Landkreises Oberhavel, gestützt auf Meldezahlen der Gemeinde und die Schulstatistik des Amtes für Statistik des Landes Brandenburg insgesamt 90 Schüler/innen die 6. Klasse. Unsere Stichprobe hat jedoch ergeben, dass an dieser Schule aktuell 97 Schüler/innen in Klasse 6 beschult werden und ein weiterer Zuzug bis Schuljahrsende erwartet wird.

Obwohl scheinbar druckfrisch, ergibt sich jedoch an diesem Beispiel eine Abweichung der offiziellen Zahlen von der Realität um 7,5 Prozent. Die Abweichung dieser Stichprobe verdeutlicht, auf welch spekulativer Basis im SEP-Entwurf weitreichende Entscheidungen getroffen werden. Ein Blick in die Vergangenheit belegt, dass frühere vermeintlich valide Annahmen hinsichtlich der Entwicklung der Schülerzahlen stets zu konservativ gerechnet waren. In der Folge wurden Klassenfrequenzen und Zügigkeiten der Jahrgangsstufen hochgefahren, Fachräume zu Klassenräumen umfunktioniert, kurz: Unsere Schulen platzen bis heute aus allen Nähten.

Damit dies künftig nicht passiert, sollten wir nicht zu gutgläubig vorliegenden Statistiken vertrauen. Stattdessen sollten wir der Realität ins Auge sehen:

  • Städte wie Oranienburg und Hohen Neuendorf planen zusätzlichen Wohnungsbau, mit dem eine deutliche Erhöhung der Einwohnerzahl einhergeht.
  • In Kremmen und Oberkrämer werden ebenso wie in Velten Neubaugebiete ausgewiesen und Zuzüge erwartet
  • Auch Gemeinden, in denen vermeintlich kein Zuwachs mehr erwartbar ist (Birkenwerder, Glienicke) setzen auf die Schließung von Baulücken
  • Selbst im Norden des Landkreises scheint der Trend rückläufiger Einwohnerzahlen nicht mehr ausgemacht, so werden einige Kitas im Nordkreis ausgebaut/erweitert.

Wie wenig glaubwürdig die „amtlichen“ Zahlen sind, bestätigt der Landkreis im Übrigen in seinem Mobilitätskonzept vom 18.11.2020 selbst sehr deutlich: „Insgesamt kann für die Zukunft von einer stabilen Bevölkerungsentwicklung ausgegangen werden….So werden im Berliner Umland weiterhin Wanderungsgewinne erwartet, die zunehmend auch in die nördlichen Teile des Landkreises übergreifen.“ Dieser Ansicht schließen wir uns an.

Die im SEP unterstellten Rückgänge bei den Schülerzahlen nach 2027 erscheinen im Lichte der Vergangenheit, der aktuellen Schülerzahlen und der Prognose im Mobilitätskonzept, die auf Hinweisen der kreisangehörigen Kommunen basieren, absurd und lebensfremd. Ein Rückgriff auf diese spekulativen Zahlen verleitet zur Annahme, dass es sich um ein nur kurzfristiges Hoch an Schülerzahlen in den nächsten Jahren handelt, das den Bau neuer Schulen nicht rechtfertigt.

Wir glauben diesen Prognosen nicht und wollen einem Platzmangel in künftigen Jahren vorbeugen. Daher plädieren wir dafür, bei der Prognose künftiger Zügigkeiten mindestens vom Ist-Zustand des Schuljahres 2027/2028 (inklusive der dort hinterlegten SAQ) auszugehen und hieraus den künftigen Bedarf abzuleiten.

Konkret bedeutet dies:

 a) für Gymnasien einen Bedarf von

- 8,6 Zügen in PG 1, von 9,6 Zügen in PG 2 und von 10,2 Zügen in PG 3 und damit insgesamt 28,4 Zügen in Planungsraum 1

- 3,6 Zügen in Planungsraum 2.

b) für Gesamt- und Oberschulen einen Bedarf von

- mindestens 40 Zügen zuzüglich der unter 2. festgestellten Unterdeckung von 1,7 Klassenzügen, insgesamt also 42 Zügen in Planungsraum 1 sowie

- 10 Zügen in Planungsraum 2.

Etablierung von Leistungs- und Begabungsklassen im Landkreis Oberhavel

In seiner Sitzung am 8. September 2021 hat der Kreistag den damaligen Landrat aufgefordert, Leistungs- und Begabungsklassen (LuBK) im Landkreis Oberhavel zum Schuljahr 2023/2024 entsprechend des BbgSchulG und der LuBKV vorzubereiten sowie für deren zusätzliche Einrichtung beim Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg zu werben und den Bedarf anzumelden.

Auch wenn das Ministerium eine erste Nachfrage des Landkreises abschlägig beschieden hat, sprechen überwältigende Gründe dafür, das Instrument der Leistungs- und Begabungsklassen in Oberhavel einzuführen und hierfür aktiv zu werben, denn:

  • Nicht nur der Kreistag selbst wünscht sich dies Angebot mehrheitlich, auch fünf von sechs kreisangehörigen Gymnasien haben beim Landkreis ihr deutliches Interesse, eine Leistungs- und Begabungsklasse in ihrer Schule einzurichten, hinterlegt. Sogar eine Gesamtschule hat ihr Interesse bekundet.
  • Eine Auspendlerquote von rund 450 Schüler/innen steht einer Einpendlerquote von rund 200 Schüler/innen gegenüber. Es ist anhand des Wahlverhaltens der Schüler/innen davon auszugehen, dass viele der Auspendler sich für eine Schule außerhalb des Landkreises entscheiden, weil sie mit dem Schulangebot in Oberhavel unzufrieden sind. Es ist bekannt, dass insbesondere im berlinnahen Raum viele Kinder versuchen, nach der 4. Klasse auf ein Gymnasium zu wechseln. Das Vorhalten von zwei Leistungs- und Begabungsklassen im Landkreis würde die Auspendlerquote signifikant reduzieren.

Im Falle einer Einrichtung von Leistungs- und Begabungsklassen wären für die Gymnasien zwei zusätzliche Züge (2 x 1 Zug) in Klasse 5 und in Klasse 6 erforderlich. Da der Landkreis nach den Schätzungen der Schulleitungen (vgl. Ausführungen des Schulleiters des Marie-Curie-Gymnasiums im Kreistag am 8.9.2021) aufgrund fehlender Leistungs- und Begabungsklassen rund eine Klasse pro Jahrgang nach Berlin verliert, wären zudem für die Jahrgangsstufen 7 bis 10 langfristig mindestens ein zusätzlicher Klassenzug einzuplanen. 

Als Fraktion FDP/Piraten wünschen wir uns, dass Leistungs- und Begabungsklassen als zusätzliches Angebot im SEP mitgedacht und eingeplant werden. Das hierfür benötigte Platzangebot ist vorzuhalten.

Maßnahmen im Bereich der weiterführenden Schulen

Auf den Seiten 111 ff. des Entwurfs des SEP führt der Landkreis die von ihm angedachten Maßnahmen aus. Dabei geht er rein mathematisch vor und errechnet den Bedarf anhand von Erfahrungswerten früherer Jahre (Übergangsquoten zu Gymnasien, Gesamtschulen und Oberschulen), greift auf die – wie unter 2. dargestellt – für Ober- und Gesamtschulen zu hoch angesetzten Durchschnittsfrequenzen zurück und spekuliert anhand der SAQ sowie fragwürdigen Zahlenmaterialien des Landesamtes über den langfristigen Bedarf an Zügen pro Schulform unter Berücksichtigung der Planungsgebiete und -räume.

Die Zügigkeitsprognosen des Landkreises weichen von unseren Einschätzungen deutlich ab. Unsere Einschätzungen stellen wir, getrennt nach Planungsräumen und differenziert nach den Schulformen Ober-, Gesamtschule und Gymnasium, im Folgenden vor.

5.1: Planungsraum 1:

5.1.1 Ober- und Gesamtschulen:

In seiner Prognose kommt der Landkreis auf eine Abdeckung von 18 Oberschul- und 18 Gesamtschulzügen. Er sieht einen Mehrbedarf von maximal 2 Zügen bei Oberschulen, den er durch Kapazitätssteigerungen bei vorhandenen beziehungsweise der „neuen“ Barbara-Zürner-Oberschule abdecken möchte. Wir sehen hingegen einen Bedarf von 42 Zügen.

Zudem bedauert die FDP/Piraten-Fraktion, dass seitens des Landkreises keine Gesamtschule im westlichen Oberhavel geplant wird. Daher schlagen wir vor, die neue „Barbara-Zürner-Oberschule“ als Gesamtschule und vierzügig zu errichten. Damit erhöht sich das Gesamtschulangebot um vier Züge auf 22 Züge (je sechs an den Standorten Birkenwerder, Mühlenbeck und Oranienburg, vier am Standort Velten).

Der verbleibende Bedarf von 20 Oberschulzügen sollte ausschließlich an zwei- beziehungsweise maximal dreizügigen Oberschulstandorten gedeckt werden. Dabei verweisen wir ausdrücklich auf die Diskussionen im AK Schulentwicklungsplanung, auf die Ausführungen der Schulleitungen der Oberschulen sowie auf die Hinweise des Kreiselternbeirates Oberhavel. Für Oberschüler ist eine wohnortnahe Beschulung besonders wichtig, um den Kontakt zwischen Schule und Elternhäusern möglichst eng zu halten.

Neben den bestehenden Schulstandorten in Oranienburg (Sachsenhausen und Lehnitz mit je 3 Zügen, insgesamt also 6 Züge), Hennigsdorf (2 + 3 = 5), Hohen Neuendorf (2), Kremmen (2) schlagen wir einen neuen Oberschulstandort in Oberkrämer (2-zügig) vor. Zudem wird auch der bisherige Schulstandort der Barbara-Zürner-Oberschule (3-zügig) benötigt.

Die Fraktion FDP/Piraten unterstützt vorhandene Bemühungen, den Schulstandort Kremmen neu zu planen; eine Ausbauoption der Zügigkeit auf 3 Klassen erscheint als „Raumreserve“ vertretbar.

5.1.2.: Gymnasien:

Der Landkreis weist in seinem Entwurf auf die 19 Züge laut Kreistagsbeschluss hin, die um weitere 5 Züge durch private Gymnasien ergänzt werden. Des Weiteren geht der Landkreis von bis zu drei zusätzlich benötigten Zügen aus und verweist dabei auf die aus seiner Sicht erwartbaren Rückgänge der Schülerzahlen nach 2030.

Die Fraktion FDP/Piraten rechnet hingegen perspektivisch mit 28,4 benötigten Zügen. Der positive Effekt durch die Einrichtung von Leistungs- und Begabungsklassen wird hier außer Betracht gelassen, gleichwohl wird der Bedarf auf 29 Züge gerundet, da die privaten Gymnasien zum Teil kleinere Klassen bilden. Die Prognose des Landkreises mit maximal 27 benötigten Zügen ist damit zu knapp bemessen.

Es lohnt sich hier, auf die Planungsgebiete zu schauen: Während der Bedarf im PG 1 (Hennigsdorf, Velten, Kremmen, Oberkrämer) sowie PG 2 (Oranienburg, Leegebruch) durch die bestehenden Gymnasien noch abdeckbar erscheint, reichen die Kapazitäten im PG 3 nicht aus. Es besteht selbst bei dauerhafter Fünfzügigkeit am Standort MCG Hohen Neuendorf ein Bedarf von mindestens drei Zügen.

Dieser Bedarf sollte durch die Entwicklung des Schulstandortes in der Gemarkung Schönfließ/Bergfelde gemäß Kreistagsbeschluss aus 2021 gedeckt werden.

Schon heute haben Schüler/innen aus Birkenwerder, Hohen Neuendorf, Mühlenbecker Land und Glienicke bei der Gymnasialwahl im PG 3 das Nachsehen, wenn sie nicht mindestens einen Notendurchschnitt von 5 in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch haben. Da bei der Anwahl von Gymnasien nicht nach Wohnortnähe, sondern nach „Leistung“ ausgewählt wird, haben pikanterweise eher die „leistungsschwächeren“ Gymnasiasten im Südkreis regelmäßig weitere Schulwege zum Gymnasium zurücklegen. Mit einem weiteren nahe gelegenen Gymnasialstandort wird diese Härte beseitigt, zugleich die Übernachfrage des Marie-Curie-Gymnasiums in Hohen Neuendorf abgemildert, ohne dabei jedoch die Qualität dieses Standortes (auch mit Blick auf die gymnasiale Oberstufe) in Frage zu stellen.

5.2 Planungsraum 2:

5.2.1: Ober- und Gesamtschulen:

Im PR 2 existiert keine Gesamtschule. In Anbetracht der Fahrtdistanzen und der geringeren Schülerzahlen sehen wir keine Möglichkeit zur Etablierung eines Gesamtschulangebotes im Nordkreis. Bei den Oberschulstandorten geht die Kreisverwaltung von einem nur kurzfristigen Mehrbedarf an Schulplätzen aus, der durch Kapazitätserhöhungen an der Exin-Oberschule aufgefangen werden kann.

Diese rein mathematische Betrachtung halten wir bei Oberschülern für fahrlässig.

Gerade in Anbetracht der erheblichen räumlichen Distanzen zwischen den einzelnen Schulen sehen wir hier den Landkreis in einer besonderen Verantwortung, für ein wohnortnahes Schulangebot zu sorgen. Die Fraktion FDP/Piraten nimmt dabei auch die Bedenken/Anregungen der Schulleitungen der Oberschulen ernst, an dieser Schulform eine Zweizügigkeit, maximal Dreizügigkeit vorzuhalten.

Daher plädieren wir dafür, den Standort Fürstenberg wieder zu aktivieren (2-zügig).

5.2.2: Gymnasium:

Die Prognosen zwischen Landkreis und unserer Fraktion weichen hier nur geringfügig ab. Die Zahlen zeigen, dass eine Bestandssicherheit für das Strittmatter-Gymnasium gegeben ist und die vorhandenen Kapazitäten langfristig ausreichen.

5.3: Fazit:

Im Ergebnis bleiben die Planungen des Landkreises hinter den tatsächlich erforderlichen Maßnahmen deutlich zurück:

  • Anders als der Landkreis halten wir den Bedarf für ein mindestens dreizügiges Gymnasium im PG 3 für unabweisbar und fordern den Landkreis auf, hierfür umgehend mit den notwendigen Vorbereitungen zu beginnen.

 

  • Anders als der Landkreis halten wir eine Ausweitung des Gesamtschulangebotes auf das PG 1 für unabweisbar. Mit dem neuen Standort für die vierzügig geplante Oberschule ist bereits ein Schulstandort vorhanden, der bequem hierfür beplant und ausgebaut werden kann.

 

  • Anders als der Landkreis sehen wir eine wohnortnahe Beschulung im Norden des Landkreises nicht als gegeben an. Wir fordern den Landkreis daher auf, den Oberschulstandort Fürstenberg zu reaktivieren und alles für einen baldigen Re-Start dieser Oberschule zu tun.

 

  • Anders als der Landkreis lehnen wir vierzügige Oberschulen ab. Wir vertrauen der pädagogischen Kompetenz der Schulleitungen, die zu große Oberschulen als abträglich für einen geordneten Unterricht erachten.

 

  • Die derzeitige Oberschulsituation in Kremmen ist nicht zuträglich für gute Bildung. Daher unterstützen wir einen Neubau an zentraler Stelle zur Bedarfsabdeckung für die Stadt Kremmen nebst Raumreserve.

 

Allein mit den bestehenden Oberschulangeboten lassen sich die künftigen Bedarfe nicht abdecken: Eine zweizügige Oberschule in Oberkrämer ist daher alternativlos.

Never stop learning Symbolbild
Sonderthema Förderschulstandort in Hennigsdorf (Regenbogenschule)

Die Regenbogenschule wurde im Schuljahr 2016/2017 von 65 Schüler/innen besucht und 2018 ausgebaut. Sie verfügt nach unserer Kenntnis über eine Kapazität für 80 - 100 Schüler/innen. Aktuell wird sie von 124 Schüler/innen besucht. Damit sind die damaligen Kapazitäten deutlich überschritten. In seiner Prognose vom 3. Juni 2021 hat der Landkreis dargelegt, bis zum Schuljahr 2025/2026 mit einer jährlichen Steigerung zu rechnen (2025/2026: 143 Schüler/innen).

Für den Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“ gibt es neben der Regenbogenschule in Hennigsdorf noch einen Standort in Oranienburg (privat) und in Zehdenick (Exin-Förderschule). Dieser Standort wird auf 100 Plätze ausgebaut und verfügt damit über eine Reserve zum aktuellen Bedarf (75). Da die private Förderschule in Oranienburg ihre Kapazitäten nicht ausbauen möchte und voll ausgelastet ist, plant der Landkreis, Überkapazitäten in Hennigsdorf abzubauen, in dem Schüler/innen künftig in Zehdenick beschult werden.

Diese Idee halten wir von Ausnahmen abgesehen nicht für umsetzbar. Sie geht an den Bedürfnissen der Schüler/innen und den Interessen ihrer Familien vorbei. Denn die Entfernungen zwischen Hennigsdorf und Zehdenick sind beträchtlich und durch eine „Schülerbeförderung“ wie bei Kindern ohne Förderbedarf nicht lösbar.

Die Zahlen belegen klar, dass die Mehrzahl der Schüler/innen der Regenbogenschule im südlichen oder westlichen Oberhavel (Hennigsdorf, Velten, Oberkrämer, Glienicke, Mühlenbeck, Birkenwerder, Hohen Neuendorf) wohnen. Eine „Umschulung“ ist daher nicht praktikabel. Allenfalls aus Oranienburg könnten eventuell vereinzelt Schüler statt nach Hennigsdorf in Richtung Zehdenick transportiert werden, wobei hier jeder Einzelfall sorgfältig abgewogen werden sollte. Dadurch würde jedoch bestenfalls der jetzige Überhang nicht weiter gesteigert.

Nach unserer Überzeugung wird sich die Entlastung durch die Exin-Förderschule also nicht positiv auf die Regenbogenschule auswirken, zumal nur die Eltern die Umschulung beantragen können.

Aktuell müssen in der Regenbogenschule Hennigsdorf sechs Fachräume zu Klassenzimmern umgewidmet werden. Hier ist im Interesse einer optimalen Förderung schnellste Abhilfe erforderlich.

Ein Ausbau der Regenbogenschule für eine höhere Aufnahmekapazität von mindestens 140 Schüler/innen sollte daher vorbereitet werden.